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Lust auf mehr

Die Damen des DHC Slavia Prag können nach zahlreichen bisher vergeblichen Anläufen endlich den Cup in die Goldene Stadt entführen – aber auch für alle anderen Teams und vor allem für das Publikum war das 61. Erwin-Benke-Turnier um den Erlengrundcup 2018 ein großes Versprechen auf die heißerwartete Saison 2018/19.

Die Teilnahmeurkunden. Ja, das mit den Teilnahmeurkunden ist schief gelaufen. Irgendwann unter den Myriaden von großen und kleinen Dingen, die bei der Vorbereitung eines solchen Megaevents wie dem Erwin-Benke-Turnier bedacht und organisiert werden müssen, ist außer Blick geraten, das ausgerechnet die Teilnahmeurkunden vergessen worden waren – bis es zu spät war, Abhilfe zu schaffen. „Das ist natürlich abgrundtief ärgerlich“, gibt der 1. Vorsitzende des MTV, André Witkowski zerknirscht zu. „Gerade weil uns so etwas in all den Jahren noch nie zuvor passiert ist, weil es eigentlich nicht passieren darf und weil es nun nicht mehr zu ändern ist.“

Da ist es für das Organisationskomitee der 61. Auflage des Erwin-Benke-Turniers tröstlich, dass alle Beteiligten im Übrigen voll des Lobes waren. Von der Unterkunft und Verpflegung der Mannschaften, über die Organisation und Durchführung der Wettkämpfe auf der Platte, bis zum stillschweigenden Wirken der Turnierleitung im Hintergrund, alles, fast alles lief routiniert Hand-in-Hand. „Der Handballverband Brandenburg ist froh, mit dem MTV 1860 Altlandsberg einen Partner für die jährliche Veranstaltung des Erwin-Benke-Turniers zu haben, der personell wie strukturell in der Lage ist ein solches Ereignis zu stemmen“; geizte auch HVB-Vizepräsident für Breitensport und Entwicklung, Wolfgang Hartisch, nicht mit anerkennenden Worten.

Die Fans hochklassigen Damenhandballs waren sowieso zufrieden. Viele spannende Partien gab es zu sehen. 50 % der Spiele endeten unentschieden oder wurden mit nur einem Tor Vorsprung gewonnen. Und nachdem es jahrelang kein einziges Mal vorgekommen war, mussten im 61. Erwin-Benke-Turnier sowohl das Spiel um den dritten Platz, wie das Finale im Sieben-Meter-Werfen entschieden werden. Letzteres sah dann tatsächlich die Damen des DHC Slavia Prag als Siegerinnen. Die waren ganz außer sich vor Freude. Erstens weil es dem Verein nach zig Teilnahmen zum ersten Mal gelungen war, als Cupgewinner nach Hause zu fahren. Und zweitens weil es im Duell gegen die Berliner Füchse zunächst so gar nicht nach einem Prager Erfolg ausgesehen hatte. Nach Durchgang eins lagen die Slavia-Spielerinnen noch mit 5:10 hinten, ehe sie zu einer wirklich bemerkenswerten Aufholjagd ansetzten, die beim Stand von 17:17 nur durch die Schlusssirene beendet wurde.

17:17, das war auch das Ergebnis nach Ende der regulären Spielzeit im Duell um Platz 3 zwischen dem SC Markranstädt und dem MTV 1860 Altlandsberg. Dabei hatten die MTV-Damen zur Pause mit 6:8 hinten gelegen. Ein Rückstand, der sich zu Beginn der 2. Hälfte sogar noch erhöhte. „Meine Mannschaft hat nicht nur in dieser Partie Charakter gezeigt und zu keinem Zeitpunkt aufgesteckt. Das 21:20 für den SC nach Sieben-Meter-Werfen ist zwar ein Schönheitsfehler, aber Sieben-Meter-Werfen haben eben mehr mit Glücksspiel als mit irgend etwas sonst zu tun. Das werden die Füchse nicht anders sehen.“

Tatsächlich haben die MTV-Damen eines der besten Benke-Turniere überhaupt gespielt. Das ging mit den beiden Vorrundenspielen am Samstag los, die beide gewonnen werden konnten (überzeugend mit 23:18 gegen den SC Markkranstädt, mit Glück und Spucke gegen den schweizerischen Erstligisten GC Amicitia Zürich mit 15:14) und den Grün-Weißen tatsächlich den Gruppensieg einbrachten. Und wurde auch am Final-Sonntag nicht anders, selbst wenn diese beiden Partien verloren gingen. Denn eine 13:15-Halbfinal-Niederlage gegen die Zweitligisten Füchse Berlin ist für den Drittligisten MTV alles andere als eine Schande. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Altlandsbergerinnen bis zum 12:12 noch hatten mithalten können; nicht zuletzt dank einer Leistungsexplosion von MTV-Torhüterin Jennifer Höft. Einen heftigen Wermutstropfen gibt es allerdings: Neuzugang Milena Gerock zog sich bei einer Angriffsaktion einen Kreuzbandriss zu.

Die relative Ausgeglichenheit vieler Begegnungen kann man getrost als Leitmotiv des 61. Erwin-Benke-Turniers festhalten. Wenn man so will, gab es nur eine einzige Partie, die sozusagen mit standesgemäßem Abstand beendet wurde: der 33:22 Sieg des DHC Slavia Prag über die Damen des Frankfurter HC. Letztlich Ausweis der hohen Qualität, mit der in Deutschland bis in die 3. Liga DHB dank des Engagements vieler Vereine und ihrer Ehrenamtlichen, nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes der Sportlerinnen, die davon „nichts“ haben, als viel Ehre und noch mehr Spaß und Freude daran, ihren Lieblingssport auf hohem Niveau nachgehen zu können. Dem überaus zahlreich vertretenen Publikum in der Altlandsberger Erlengrundhalle haben jedenfalls alle Mannschaften großen Appetit auf die in vier Wochen startende neue Spielzeit gemacht.

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