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Tag der Tränen

‚Nanu‘ fragt sich der geneigte Leser angesichts des Bildes – warum diese Überschrift? Nun, dies bedarf wohl mehr Erklärungen. Der vergangene Samstag (17.3.2018) war das letzte und abschließende Spiel der Saison – als Auswärtsspiel gegen den Oranienburger HC zu bestreiten, eine schon aus dem Hinspiel als zäher Gegner bekannte Mannschaft. Die Vizemeisterposition war unseren Mädels schon nicht mehr streitig zu machen, trotzdem hatte man sich vorgenommen auch im letzten Spiel auf Sieg zu setzen, da rechnerisch immer noch eine Verbesserung der Position möglich war. Die zweifelsohne beste Mannschaft der Staffel, die SV Lok Rangsdorf, war nämlich seit einiger Zeit vom Verletzungspech verfolgt und musste nun zum Saisonende zunehmend Punkte lassen, während wir uns Punkt für Punkt an den Rangsdorfer Vorsprung herankämpften und vor diesem Spiel nur noch einen Punkt dahinterlagen – das hiess, wenn wir heute gewönnen und Rangsdorf sein letztes Spiel gegen Angermünde verlöre, würden wir mit nur einem Punkt Vorsprung die Tabellenführung und den Saisonsieg übernehmen! An unseren Sieg in Oranienburg glaubten wir fest, die Chancen auf eine Rangsdorfer Niederlage wurden als weniger gut angesehen – aber man soll ja auch mit Wundern rechnen.

So ging es intensiv und unterstützt durch eine engagierte Fankurve mit geballter ‚Einhornpower‘ (die Anwesenden werden dies bestätigen können) an die Spielvorbereitung – aber da, während der Vorbereitung wenige Minuten vor Anpfiff ein großer Schreck und die ersten Tränen des Tages! Freya, als Tormädel stets verlässlicher Rückhalt des Teams, saß plötzlich mit schmerzverzerrten Gesicht am Spielfeldrand – sie hatte sich beim Erwärmen das Knie verdreht und schied damit plötzlich für dieses Spiel aus … alle Hoffnungen gingen zunächst nach unten, auch wenn wir mit Caro natürlich ein weiteres Trumpf im Tor zu bieten hatten. Würde sie sich der nunmehrigen alleinigen Verantwortung gegen diesen Gegner gewachsen zeigen – dies war die Frage, welche sich alle stellten!

Aber frischen Mutes stürmten unsere Mädels nach dem Anpfiff los und ergriffen die Führung. Oranienburg hielt zunächst mit und vermochte immer wieder den Ausgleich zu erzielen, aber unsere Team drückte nicht nur zunehmend auf Tempo, sondern vermochte sowohl in der Abwehr als auch im Angriff immer wieder neue Trümpfe aus dem Ärmel zu ziehen. So konnte man dann ab der achten Minute nicht nur einen Vorsprung aufrechterhalten, sondern ihn sogar ab der siebzehnten Minute bis zur Halbzeitpause auf sechs Tore ausbauen. Neben der bereits genannten gut stehenden Abwehr erwies sich hier insbesondere Caro im Tor als mitentscheidender Faktor, die durch zahlreiche Paraden und immer wieder gehaltene Siebenmeter den Gegner in dieser Halbzeit der Verzweiflung nahebrachte. Beim Stand von 9:15 ging es in die Halbzeit, bei der es eigentlich nur wenig zu besprechen gab – großes Lob an die Mannschaft vom Trainerteam und nur Detailverbesserungen.

Nach dem Wiederanpfiff zu zweiten Halbzeit schien dann aber plötzlich ein anderes Spiel zu laufen – was unsere Team scheinbar zuwenig an Hinweisen mitbekommen hatte, schien der Oranienburger Trainer seinen Schäfchen im genau richten Masse erteilt zu haben, denn jetzt vermochte Oranienburg das Spiel wieder an sich zu ziehen! Alle Versuche unsere Führung auszubauen scheiterten kläglich – im Gegenteil: Schritt für Schritt schmolz unser Vorsprung dahin. Erkennbar machte sich Nervosität breit, was zu zunehmend erfolglosen und manchmal verzweifelt wirkenden Angriffen unsererseits führte, während der Gegner nun die Schwachstellen in unserer Abwehr gefunden zu haben schien und immer wieder speziell über die Außenpositionen zum Erfolg kam. Das Team stemmte sich dagegen, konnte den Gegner aber höchstens deutlich bremsen – für den Zuschauer sah es so aus, als hätte man von Oranienburg Tempo und Spielweise übernommen, die so aber nun gar nicht dem Naturell unseres Teams entsprach. Selbst in eigener Überzahl kam man nicht zum Erfolg – im Gegenteil, man bot dem Gegner Torgelegenheiten. Auch eine Auszeit unseres Teams vermochte nur kurzzeitig die Reihen neu zu ordnen und so lang in der neunundvierzigsten Minute plötzlich klar und deutlich der Ausgleich, wenn nicht sogar eine Niederlage in der Luft – sollten alle bisherigen Anstrengungen dieses Spiels vergeblich sein? In das eine oder andere Auge schienen sich die ersten Tränen zu stehlen…

Aber zum Glück liess das Oranienburger Team nun etwas in seinem Druck nach – auch hier hatte sich plötzlich Nervosität in Anbetracht der eigenen großen Chancen breit gemacht, die den guten Spielaufbau der zweiten Halbzeit schwächte. So gelang es unseren Mädels mit etwas mehr Routine zumindest wieder einen zwei Tore Abstand herzustellen und diesen bis zum Schlusspfiff beim 22:24 zu verteidigen – trotzdem ist dem gezeigten Oranienburger Kampfgeist Respekt zu zollen. Natürlich war zum Schlusspfiff dieser eher weniger berühmten Halbzeit, welche nichts für schwache Nerven war, unser Jubel groß – offen war noch die bange Frage: wie sah es für Rangsdorf aus? Wie um uns auf die Folter zu spannen gaben die offiziellen HVB-Seiten hierzu leider nicht den kleinsten Hinweis.

Nun gut, man sammelte sich in der Kabine, wo zunächst unsere Mädels lautstark ihren Sieg bejubelten und sich dann persönlich mit einer kleinen von Herzen kommenden Aufmerksamkeit beim gesamten Trainerteam bedankten … die nächsten Tränen kündigten sich an! Aber als ob mit den aktuellen Verletzungen nicht schon genug schlechte Nachrichten fürs Team auf dem Tisch lagen der nächste Donnerschlag: unser langjähriger Co-Trainer Mario musste leider verkünden, daß er aus sehr persönlichen Gründen für die nächste Saison nicht mehr als Trainer verfügbar sein wird! Betroffenes Schweigen und die nächsten Tränen … sollte der letzte Tag der Saison wirklich so enden?

Dann über private Kanäle aber die Nachricht, welche wie eine Bombe einschlug: Rangsdorf hatte auch sein letztes Saisonspiel verloren! Alles lag sich laut schreiend in den Armen und auch beim Letzten öffneten sich endgültig die Schleusen und die bisherigen Tränen der Trauer wurden zu wahrlichen Freudentränen. Der unverhoffte (und spielerisch vielleicht nicht 100%ig verdiente – Rangsdorf spielte in voller Besetzung zweifelsohne noch etwas besser als wir, was Mannschaft und Trainerteam so auch neidlos anerkannten) und mit viel Glück doch noch erkämpfte Titel als Brandenburger Meister der weiblichen A-Jugend wurde noch mit einem kleinen Freudentänzchen vor dem verwundert schauenden Oranienburger Publikum aus und so endet der tränenreiche Tag mit einem weinenden, aber vor allem lachenden Auge bei allen Beteiligten.

Am Spiel nahmen teil:

Alina, Anna K. (5 Treffer), Anna M. (1), Bonnie, Carolin (Tor), Florentine (2), Freya (Tor), Joy (2), Julia (5), Katharina, Pia (4), Romina (1), Sarah (4)

 

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